Glätten von PETG-3D-Drucken | Jede Methode Erklärt

Martin

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PETG, also mit Glycol modifiziertes PET, gilt als ein einfach zu druckendes Material, das kostengünstig und hochgradig zäh ist. Da es außerdem eine hohe Temperaturbeständigkeit zeigt, ist es zum Drucken von technischen Teilen beliebt. 

PETG wird bei 230 °C in der Düse für die erste Schicht und 240 °C für alle weiteren Schichten gedruckt, das Heizbett sollte anfangs 85 °C, ab der zweiten Schicht 90 °C haben. PETG haftet gut auf pulverbeschichteten Druckbetten, löst sich aber auch gut.

Bei technischen Teilen, insbesondere mechanischen Teilen, ist eine gute Oberfläche wichtig. Das Bauteil muss unter Umständen exakt passen, beispielsweise wenn Schrauben und Halterungen oder Klemmen daraus gefertigt werden. 

Abdeckungen und andere Teile für den 3D-Drucker können durchaus aus PETG hergestellt werden. Ohne Oberflächenbearbeitung nach dem Druck geht das allerdings nicht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, PETG zu glätten.

PETG kann mit feinem Schleifpapier, Epoxidharz und Farbe geglättet werden. Ähnlich wie ABS mit Aceton, lässt sich auch PETG mit Dichlormethan glätten. Dichlormethan ist jedoch sehr gefährlich und nicht einfach zu beschaffen. 

Eigenschaften von PETG

PET steht für Polyethylenterephthalat. Der thermoplastische Kunststoff gehört zur Familie der Polyester und wird unter anderem für durchsichtige Getränkeflaschen verwendet. 

Folien und Textilfasern werden ebenfalls aus PET hergestellt. Wird PET mit Glykol modifiziert, entsteht PETG. 

Das Filament ist einfach zu drucken und zeigt eine gute Schichthaftung. Die Verarbeitung des Materials ist nach dem Zusatz von Glykol besser, denn das Material wird dadurch weniger viskos. 

Glykol sorgt also dafür, dass das Filament warm eher flüssig bleibt und dazu auch noch hochgradig transparent aussieht. Allerdings erfordert die milchige, fast transparente Oberfläche viel Geschick beim Einstellen von Druckgeschwindigkeit und Drucktemperatur.

Nach dem Auskühlen und Aushärten ist es sehr dauerhaft und vor allem hochgradig temperaturbeständig. Die Verwölbung (Warping) ist beim Druck sehr gering, und PETG ist wasser- und feuchtigkeitsbeständig. 

PETG selbst ist lebensmittelecht, die Druckteile sind es ohne weitere Behandlung jedoch nicht. Denn beim Drucken entstehen feine Schichten, zwischen denen sich Erreger ablagern können. Sollen PETG-Teile aus dem 3D-Drucker für Lebensmittel verwendet werden, muss das fertigte Bauteil mit einem lebensmittelechten Epoxidharz* überzogen werden.

Generell sind die Oberflächen bei fachgerecht gedruckten Bauteilen aus PETG aber sehr gut. Denn das Material verzieht sich kaum, schrumpft nicht und zeigt eine tolle Layerhaftung. 

Die Schrumpfung beim Auskühlen liegt bei schlanken 0,5 Prozent! Im Gegensatz zu anderen Filamenten ist bei PETG eine Reproduzierbarkeit der Druckergebnisse bei gleichen Druckereinstellungen also durchaus möglich. 

Nachteile gibt es allerdings auch: PETG ist nicht UV-beständig, bekommt leicht Kratzspuren und ist ansonsten einfach nur hart.

PETG kann geklebt werden: Cyanacrylat-Kleber* beispielsweise bietet mehreren Komponenten aus diesem Material ganz schnell Halt zueinander. 

Das funktioniert ganz einfach: Entlang der Naht wird der Klebstoff sehr sorgfältig aufgetragen, an den zentralen Stellen wird er verteilt. Eine gleichmäßige Haftung erreichst Du dann, wenn Du den Kleber in regelmäßigen Abständen von innen nach außen verarbeitest. 

Überflüssiger Klebstoff sollte auf keinen Fall auf dem zu klebenden Teil verbleiben, sondern mit einem Papiertuch entfernt! Das muss sofort nach dem Zusammenfügen gemacht werden. Denn Cyanacrylat-Kleber härtet sofort aus. 

Du kannst allerdings auch mit Epoxid-Klebstoff arbeiten. Dabei handelt es sich um einen klassischen Zwei-Komponenten-Kleber, die gemischt und dann schnell mit einem Pinsel aufgetragen werden. 

Epoxid-Klebstoffe benötigen bis zu fünf Tage, um auszuhärten. Deshalb sollten die damit geklebten Teile unbedingt mit einem Gummiband, Schraubzwingen oder Klemmen fixiert werden.

Wenn du mehr über PETG wissen willst, schau dir den vollständigen Guide an:
PETG Filament Guide | Einstellungen, Haftung, Stringing, etc

Beständigkeit kann ein Nachteil sein

Weil PETG so hart und beständig ist, lassen sich Stützen am Bauteil nur schlecht entfernen. PETG löst sich zwar in einigen Chemikalien, aber diese sind gefährlich und sollten daher nur von fachlich dafür ausgebildeten Labors genutzt werden. 

PETG hat die Tendenz, sich sehr stark mit der Druckoberfläche zu verbinden. Es ist also auch eher schwierig, die gedruckten Teile von der Bauplatte zu lösen. Überbrückungen und Überhänge sehen oft nicht so ansprechend aus, und PETG ist für das Drucken filigraner Teile nicht geeignet. Manchmal zieht das Material beim Druck Fäden (PETG Stringing).

Diese Eigenschaften machen klar: Wer mit PETG druckt, muss die Oberflächen nach dem Druck bearbeiten. 

Dafür gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Die Oberflächen können nass (also warm und noch nicht komplett ausgehärtet) geschliffen werden, oder die Oberflächen werden mit Dichlormethan behandelt. 

Diese Chemikalie ist kritisch im Umgang, löst aber das PETG und kann so für das Polieren der Oberfläche genutzt werden. Die nachträgliche Glättung der Druckteile ist nicht einfach, denn der Aufwand ist groß. 

Deshalb sollten die Druckeinstellungen so sorgfältig wie möglich vorgenommen werden: Das spart nach dem Drucken eine Menge Arbeit.

Zuerst Supports Entfernen

Bevor die Oberfläche der Druckmodelle wirklich geglättet werden kann, müssen die Support-Strukturen entfernt werden. 

Das ist bei einem so beständigen Material wie PETG nicht ganz einfach. Arbeitest Du mit zwei Extrudern und hast die entsprechende Ausrüstung zur Verfügung, kannst Du die Support-Strukturen natürlich mit einem wasserlöslichen Filament drucken und Dein Modell nach dem Druck einfach ins Wasserbad legen. 

Die Stützen lösen sich dann auf und sind weg. Diese Möglichkeit dürfte aber den wenigsten Menschen zur Verfügung stehen.

Alle anderen entfernen die Stützstrukturen von PETG-Modellen vorsichtig mit dem Skalpell. Das Material ist sehr hart, so dass vorsichtig und mit viel Sorgfalt gearbeitet werden muss. 

Für das Schneiden von PETG ist Kraftaufwand nötig. Rutschst Du deshalb ab, ist unter Umständen nicht nur das Modell ruiniert, sondern auch Deine Hand. Deshalb solltest Du das Druckmodell für die Nachbearbeitung fixieren und mit ruhiger Hand, geduldig und dem kleinstmöglichen Kraftaufwand arbeiten.

Es ist normal, dass nach dem Entfernen der Stützstrukturen noch kleine Unebenheiten sichtbar bleiben. Die kannst mit verschiedenen Methoden abtragen oder kaschieren. An leicht zugänglichen Stellen ist Schmirgelpapier eine gute Idee. Ganz feine Feilen aus dem Modellbau oder eine Nagelfeile können ebenfalls hilfreich sein.

Bleiben danach immer noch Unebenheiten oder tiefere Schnitte, kannst Du diese mit Farbe ausfüllen. 

PETG kann zwar farbig gedruckt werden, aber viele Makerinnen und Bastler bearbeiten die Druckmodelle trotzdem mit Farben und Lacken nach. Und schließlich erreichst Du eine perfekt glatte und glänzende Oberfläche, indem Du Dein Modell mit einem transparenten Epoxidharz* überziehst.

Das bedeutet also: Nach dem Auskühlen Deines Druckteils sind mehrere Arbeitsschritte zur Oberflächenbehandlung nötig, damit Dein Druckmodell auch wirklich hübsch aussieht. 

Diese Dinge solltest Du bereitlegen:

  • Cutter oder Skalpell
  • Entgrater-Klingen in verschiedenen Ausführungen
  • Seitenschneider oder feine Schere
  • verschiedene Feilen und Schmirgelpapier in unterschiedlicher Körnung
  • das Poliergerät aus dem Maniküre-Set oder wahlweise eine modifizierte elektrische Zahnbürste (Bauanleitungen findest Du im Internet)
  • eine Möglichkeit, Staubrückstände vom Druckmodell zu pusten (starker Fön oder dergleichen)
  • Pinsel, Acrylfarben, vielleicht Epoxidharz
  • chemikalienbeständige Handschuhe
  • Atemschutz und Schutzbrille

Glätten nach dem Druck

Zwar ist die Oberfläche von Bauteilen aus PETG nach dem Drucken schon wesentlich glatter als bei anderen Filamenten. 

Perfekt ist sie jedoch nicht. 

Für eine wirklich glatte Oberfläche sorgt eventuell ein Schliff. Allerdings erhältst Du die bessere Oberfläche, wenn Du Dein Druckmodell nach dem Aushärten mit einer glänzenden Schicht aus transparentem Epoxidharz überziehst. 

Das Modell wirkt dann sehr hochwertig.

Wer kein Epoxidharz selbst anrühren will, kann ein spezielles 3D-Druck Epoxid kaufen*. Das harz erzielt unglaublich glatte und ebenmäßige Oberflächen, kann aber aufgrund seiner dickflüssigen Konsistenz kleinere Details einfach verschwinden lassen. 

Epoxidharz ist durchsichtig. Das bedeutet: Ist die Oberfläche Deines Modells uneben, sind Druckschichten sichtbar, werden sie das auch nach der Behandlung mit dem Epoxidharz bleiben. Aber Du fühlst sie nicht mehr, denn das Harz legt sich darüber.

Bei anderen Filamenten (ABS* beispielsweise) wird häufig geraten, die Oberfläche mit Aceton zu glätten (ABS Glätten Guide). 

Bei PETG funktioniert das nicht, denn das Lösungsmittel kann dem PETG nichts anhaben. Und das gilt auch für die anderen Lösungsmittel, die üblicherweise im 3D-Druck zum Glätten von Oberflächen genutzt werden.

Kleine Unebenheiten mit Farbe auffüllen

PETG-Drucke können mit Acrylfarbe* farbig gestaltet und bemalt werden. 

Bei den kleinen Modellen aus dem 3D-Drucker passiert das meist mit einem feinen Pinsel. Ist die Oberfläche des Modells sehr ungleichmäßig geraten oder zeigen sich irgendwo auffällige Dellen im Druckbild, können diese Unreinheiten mit Acryl-Farbe ausgeglichen werden. 

Das wird die Oberfläche des Druckmodells von Staub und Fett befreit. Für ein schönes Farbergebnis sollte eine Grundierung aufgetragen werden. Erst darauf folgt die mit dem Pinsel aufgebrachte Farbe. 

Unter Umständen muss, bis die Oberfläche wirklich glatt wirkt, noch eine zweite oder gar eine dritte Schicht Farbe aufgetragen werden. Das sollte immer erst dann passieren, wenn die Schicht darunter schon getrocknet ist.

Nach dem Druck schleifen

Der übliche Weg wäre hier, nach Schleifpapier zu greifen. Im ersten Durchgang sollte eine gröbere Körnung eingesetzt werden, danach wird es immer feiner. 

Du reibst Dein Druckmodell mit dem Papier so lange immer wieder ab, bis die Oberfläche Deinen Erwartungen entspricht. Etwas einfacher ist es, wenn Du eine Drehmaschine zur Hand hast, oder mit einer kleine Schleifmaschine arbeiten kannst. 

Findige Menschen haben auch schon das Maniküre-Set mit der kleinen Poliermaschine für die Fingernägel zweckentfremdet. Das funktioniert durchaus. Welchen Schleif- oder Polieraufsatz Du verwendest, hängt davon ab, wie genau Du die Oberfläche gestalten willst. 

Ein hartes Filzpad könnte funktionieren, die Aufsätze mit gröberer Körnung richten allerdings mehr Schaden an als dass sie nutzen.

Für ein sauberes Ergebnis beim Abschmirgeln ist es wichtig, dass das Druckmodell befestigt wird. Eine Werkbank mit Schraubstock funktioniert genauso gut wie improvisierte Vorrichtung. 

Arbeitest Du mit Geräten statt von Hand zu schmirgeln, solltest Du auf die Haut Deiner Hände achten: Die reagiert auch auf Schleifpapier und Polieraufsätze! Vielleicht kannst Du mit Handschuhen arbeiten, um den Schaden in Grenzen zu halten.

Der Nachteil beim Schleifen ist, dass PETG-Späne und feiner Kunststoffstaub freigesetzt werden. Du solltest diese Partikel nicht unbedingt einatmen. Arbeite besser mit einem Atemschutz. 

Deine Augen schützt Du mit einer Chemikalienbrille*. Etwas weniger staubig fällt die Nachbearbeitung aus, wenn Du feines Nass-Schleifpapier* verwendest. 

In Körnungen von 600, 800 und 1.200 gibt es das Papier im Baumarkt, feinere Ausführungen müssen eher im Netz bestellt werden. 

PETG lässt sich auch mit feuchtem Schleifpapier gut bearbeiten, womit Du eine relativ saubere und vor allem gesundheitlich sichere Methode zur Verfügung hast. Überlege Dir aber gut, wo und wie Du das Wasser nach dem Abschmirgeln entsorgst, denn es enthält Mikroplastik in großen Mengen.

Da PETG für Kratzspuren sehr anfällig ist, solltest Du auch für die erste Überarbeitung kein sehr grobes Schleifpapier benutzen. Körnungen von 60, 80 oder 120 zerstören Dein Druckmodell eher als dass Du eine glatte Oberfläche erreichst!

Mit der Poliermaschine glätten

3D-Druck Fans sind dafür bekannt, dass sie sich ihr Werkzeug im Zweifelsfall selbst konstruieren und ausdrucken. Deshalb verwundert es nicht, online eine kleine Poliermaschine für das Glätten von PETG Druckstücken beschrieben ist. 

Bei Techdroid beispielsweise ist die genaue Bauanleitung für so eine Poliermaschine genauso verfügbar wie die zugehörige Stückliste, ein Schaltplan, der Arduino-Basiscode und alle weiteren Informationen. 

Die ganze Poliermaschine besteht aus einer kleinen, sich drehenden Walze auf einer sehr minimalistisch gehaltenen Stützkonstruktion samt Motor. Bedient wird das Gerät ähnlich wie die kleinen Schleifmaschinen, die man kostengünstig im Pediküre- oder Maniküre-Set bekommt.

3D-Druck Fans wären nicht, was sie sind, wenn sie nicht noch eine weitere Lösung gefunden hätten: Eine Elektro-Zahnbürste lässt sich mit etwas Geschick und Fantasie ebenfalls so modifizieren, dass Du mittels Schmirgelpapier Dein PETG-Modell damit glätten kannst. 

Je nach Modell und Bauanleitung wird der Kopf so fein, dass Du auch in kleinere Innenräume kommst und die Details an Kanten herausarbeiten kannst.

Im handwerklichen Bereich, beispielsweise für die Feinbearbeitung von Steinskulpturen, gibt es ebenfalls das passende Gerät. Der lokale Baumarkt hat diese Geräte allerdings eher nicht vorrätig. 

Was ebenfalls dagegen spricht, ist der Preis: Derart spezielles (meist sehr hochwertiges) Werkzeug ist nicht eben kostengünstig. Willst Du nur ein bisschen mit PETG herumspielen und das Material ausprobieren, lohnt die Anschaffung eines professionellen Geräts eher nicht.

Nachbearbeitung mit Sprühfarbe und Polyurethan

Soll Dein Druckmodell nur eine Farbe aufweisen, hast Du noch eine weitere Möglichkeit der Oberflächenbearbeitung. Du kannst mit einer Spraydose Farbe* auftragen. 

Der Vorteil der Spraydose ist, dass mit etwas Geschick ein sehr gleichmäßiges Farbergebnis erzielt wird und sich Farbnasen und Ansammlungen in Mulden nicht so leicht bilden wie bei der Arbeit mit dem Pinsel. 

Noch bevor die Sprühfarbe trocken ist, trägst Du (ebenfalls als Spray) eine Schicht Polyurethan* auf. Das Modell sollte jetzt vor einem Ventilator platziert werden, damit die Farbe nicht komplett herunterläuft. 

Die beiden aufgesprühten Substanzen vermischen sich und laufen in die Rillen und Unebenheiten des Modells. Der Vorteil: Du kannst sehr dünne Farbschichten und Lackschichten auftragen, so werden auch feinste Unebenheiten ausgeglichen.

Ist das Modell nach einem Arbeitsgang (und wenigstens 20 Minuten Trocknen, eher einen Tag) noch nicht zufriedenstellend glatt, wiederholst Du den Vorgang. 

So kannst Du mehrere hauchdünne, feine Schichten aus Farbe und Lack auftragen, bis Dein Modell wirklich so glatt ist, wie Du Dir das vorstellst. 

Und natürlich kannst Du auf diese Weise auch ganz bewusst Farbeffekte provozieren: Wenn Du jede Schicht in einem anderen Farbton anlegst, mischen sich die Farben optisch. Der Polyurethanlack fixiert die Farben anschließend. 

Allerdings ist es nicht ganz einfach, diese Mischeffekte zu steuern – das braucht Übung und Erfahrung.

Dichlormethan

Dichlormethan ist als Lösungsmittel für PETG geeignet. Allerdings ist das Material gefährlich wie Chloroform und kann nur mit einer entsprechenden Erlaubnis überhaupt gekauft werden. Die Chemikalien dürfen auch nur von entsprechend geschultem Personal mit ausreichend Erfahrung genutzt werden.

Auch als Methylenchlorid bekannt, ist Dichlormethan seit etwa 60 Jahren als Lösungsmittel zum Abbeizen von Farben und Lacken sowie Harzmassen im Einsatz. Es ist an der Luft nur extrem schwer entflammbar und galt lange als sicherer Ersatz für andere Lösungsmittel. 

Allerdings solltest Du mit Dichlormethan arbeiten, wenn Du eine persönliche Schutzausrüstung trägst und für eine ausreichende Belüftung der Räume sorgst. 

Fast 800 Zwischenfälle und Todesfälle, die mit Dichlormethan in Zusammenhang stehen, sind heute bekannt. In den meisten Fällen waren die Unfälle tödlich, wenn die Belüftung nicht ausreichend gewährleistet war, die persönliche Schutzausrüstung nicht (oder nur teilweise) getragen wurde und es infolgedessen zu einer höheren Exposition kam.

Bist Du der Chemikalie Dichlormethan auch nur kurzfristig ausgesetzt, wirkt sich das bereits auf Dein Nervensystem aus. Relativ schnell lassen die visuellen, auditiven und motorischen Funktionen nach – das kann wie eine Art Lähmung der Wahrnehmung und Bewegung beschrieben werden. 

Sowie das Dichlormethan aus Deiner Umgebung entfernt ist, erholt sich Dein Körper wieder – aber Du bist unter Umständen nicht selbst in der Lage, dafür zu sorgen. Deshalb ist der Umgang mit Dichlormethan im Hobbybereich als extrem kritisch gesehen. Kurz und gut: Es ist in Deutschland verboten, DCM-haltige Farbabbeizer zu verkaufen und zu verwenden – mit Ausnahme der entsprechend überprüften Labore. 

Vorgeschrieben ist, dass die Chemikalie erstens nicht in die Umgebungsluft entweichen darf und zweitens der Arbeitsplatz extrem gut belüftet sein muss, um die anwesenden Menschen vor gesundheitlichen Schäden durch die Chemikalie zu schützen. 

Da steckt ein Widerspruch drin, wenn Du das zu Hause umsetzen willst – deshalb raten wir dazu, einen entsprechenden Dienstleister in Anspruch zu nehmen.

Dichlormethan wird nicht direkt auf die Oberfläche des Druckteils aufgetragen. Das funktioniert zwar auch, ist aber im Ergebnis nicht zufriedenstellend. Besser ist es, das Bauteil aus PETG eine kurze Zeit lang den Dämpfen von Dichlormethan auszusetzen. Denn PETG löst sich in Dichlormethan auf. Ein Bad in der Chemikalie ist also auch nicht zielführend. 

Solltest Du aus irgendeinem Grund Dichlormethan kaufen dürfen und das auch tun, ist zu viel Vorsicht im Umgang mit der Chemikalie geraten. Mit verhältnismäßig einfachen Maßnahmen kannst Du ein Dampfbad für Deine Druckteile bauen.

Exkurs: Dichlormethan-Dampfbad selber bauen

PETG-Oberflächen mit einer in Dichlormethan getränkten Bürste zu behandeln, wird die Oberflächen nicht komplett glätten. 

Außerdem verbraucht es eine große Menge der Chemikalie. Auf der Oberfläche Deines Druckstücks können weiße Flecken entstehen. Bei etwas längerem Kontakt wird das Druckstück sich verziehen, verbiegen und aussehen wie nach Warping. 

Du willst aber sparsam arbeiten, denn erstens ist Dichlormethan nicht ganz harmlos für Deine Gesundheit, und zweitens ist das eine Frage der Kosten. Idealerweise benutzt Du also immer nur ganz wenig Dichlormethan.

Du benötigst für das Dampfbad eine transparente Box aus PP (Poylpropylene). Solche Kunststoffboxen gibt es beispielsweise bei IKEA kostengünstig zu kaufen. 

Wichtig: Achte darauf, aus welchem Kunststoff die Box hergestellt ist! Eine Box aus PETG würde sich im Dichlormethan-Dampfbad auflösen. Eine Box aus ABS oder ASA würde sich in einem Aceton-Dampfbad auflösen. 

Als etwas erfahrenerer Mensch im Umgang mit 3D-Drucken und den respektiven Materialien weißt Du, dass Du Deine Modelle aus ABS/ASA in einem Aceton-Dampfbad oberflächenglätten kannst. 

Kaufst Du so eine Box, willst Du sie sowohl für die ABS/ASA-Modelle als auch für die PETG-Modelle einsetzen. Deshalb ist PP die richtige Wahl in Sachen Material. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, immer mehrere Boxen in verschiedenen Größen und Formen vorrätig zu haben, damit auch mehrere Modelle auf einmal im Dampfbad entspannen können.

In der Box stellst Du eine erhöhte Plattform her. Das kann eine Scheibe Acrylglas auf einer leeren Pappschachtel sein, aber eine Metallplatte mit einer leeren Blechdose darunter tut es auch.

Um die Dichlormethan-Dämpfe durch die Box und um Dein Druckmodell auf der Plattform wabern zu lassen, tränkst Du Servietten, Küchenpapier oder Stücke von Toilettenpapier in die Flüssigkeit, so dass sie etwas davon aufsaugen. 

Tropfnass wäre ungünstig, Du solltest die Tücher ohne Kleckern in den Behälter legen können. Arbeitest Du mit Aceton, um Deine Modelle aus ABS/ASA zu glätten, gehst du natürlich genauso vor. 

Eine gute Anzahl solcher Tücher reicht aus, um kleinere Modelle zu glätten. Noch bessere Resultate können erzielt werden, wenn Du in den Deckel der Box einen kleinen Ventilator einbaust, der die Dämpfe in der Box gleichmäßig umwirbelt. Wichtig ist, dass das Dichlormethan im Behälter bleibt, der Ventilator sitzt deshalb auf der Innenseite des nicht durchbrochenen Deckels!

Bei großen Modellen kann das Resultat bei seinem solchen Aufbau ungleichmäßig ausfallen. Denn die Dämpfe sammeln sich im Behälter eher unten, so dass die unten liegenden Oberflächen Deines Modells schön glatt werden, die Aufbauten knapp unter dem Deckel der Box jedoch nicht viel abbekommen. 

In diesem Fall ist es zielführend, eine sogenannte Smoothing Station wie den Polymaker Polysher oder den Zortrax Apoller zu nutzen. Allerdings sind diese Arbeitsgeräte ziemlich kostenintensiv. Diese Smoothing Stations arbeiten mit Wärme, denn bei Hitzezufuhr glätten sich die Oberflächen erfahrungsgemäß etwas schneller. 

Nutzt Du einen Eigenbau, solltest Du unbedingt auf die Zufuhr von Wärme verzichten! Dichlormethan verflüchtigt sich in der Luft sehr schnell und kann beim Einatmen zu gesundheitlichen Problemen führen – unter Wärmezufuhr passiert das noch schneller. Und Aceton ist explosiv

Fazit: Mechanische Nachbearbeitung ist einfacher durchzuführen

Auch Drucke aus PETG können mit einer spiegelglatten, herrlich glänzenden Oberfläche versehen werden. Allerdings ist die Nachbearbeitung in mehreren Schritten etwas aufwändig. 

PETG ist ein sehr hartes Material, das es Dir nicht leicht macht. Du brauchst also nicht nur die entsprechende Ausrüstung und etwas Geschick, sondern auch Geduld. Wählst Du die Druckeinstellungen sehr sorgfältig aus und balancierst zwischen Qualität und Druckgeschwindigkeit sehr zugunsten der Qualität, kannst Du Dir bei der Nachbearbeitung einiges an Aufwand ersparen.

PETG ist als sehr hartes und beständiges Material vor allem für die Verkleidungen von technischen Geräten und dergleichen eine gute Wahl. Wenn Du beispielsweise eine Abdeckung für Deinen 3D-Drucker oder eine kleine Werkzeugbox selbst druckst, ist eine ausführliche Bearbeitung der Oberfläche nicht nötigt. 

Denn diese funktionalen Teile müssen keinen Schönheitswettbewerb gewinnen – sie sind eben funktional. Anders sieht es bei Teilen mit mechanischen Funktionen aus: Hier ist eine glatte Oberfläche für die einwandfreie Funktion nötig.


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