3D Drucke vom Druckbett Lösen | Alle Methoden & Werkzeuge

Martin

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Für eine hohe Druckqualität ist es wichtig, dass der Druck gut auf der Bauplatte haftet. Dafür sorgen viele Fans mit Druckplatten aus besonderem Material, mit Beschichtungen, beheizbaren Druckplatten, Haarspray, Blue Tape und mehr.

Aber was ist, wenn das Modell etwas zu fest sitzt und sich nicht gut lösen lässt? Wie bekommst du dein Bauteil ohne Schäden von der Druckplatte, womöglich auch noch von einer kostenintensiven Heizplatte mit empfindlicher Oberfläche? Es gibt tatsächlich ein paar Methoden, die sich bewährt haben.

Allgemeine Möglichkeiten

Für ein gutes Druckergebnis ist es wichtig, dass insbesondere die erste Schicht sauber auf der Druckplatte aufgebaut wird. Dafür ist es notwendig, dass das flüssige, heiße Filament gut auf der Platte haftet. Es darf nicht abrutschen oder sich verziehen, weil sonst alle nachfolgenden Schichten unsauber gedruckt werden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese gute Haftung zu erreichen. Druckplatten mit einer extrem glatten Oberfläche aus Glas oder einem Metall können das gewährleisten. Einige Filamente haften besser am Druckbett als andere. Aber auch Hilfsmittel wie Blue Tape, Sprühkleber*, Haarspray oder sogar spezielle Klebestifte für den 3D Druck* werden eingesetzt, um die Haftung zu verbessern. Es scheint also erst einmal, als wäre eine gute Haftung eher schwierig zu erreichen …

Tatsächlich stellt sich aber beim Abkühlen des Druckbetts und des Bauteils oft genug heraus, dass die Haftung zu gut ist. Das Modell will sich einfach nicht vom Druckbett lösen, zumindest nicht ohne den Einsatz brachialer Methoden. Und die würden dem Bauteil mit seinen filigranen Details unter Umständen Schaden zufügen.

Es gibt in der Tat ein paar Möglichkeiten, auch extrem gut haftende Drucke von der Bauplatte zu lösen. Eine Möglichkeit ist, das Teil vorsichtig mit einer Lösung aus 50 Prozent Alkohol und 50 Prozent Wasser zu besprühen. Die Methode funktioniert zumindest dann gut, wenn du eine Bauplatte als sehr glattem Glas benutzt. Nach ein paar Sekunden hörst du ein leises Knistern: Der Kunststoff löst sich leicht von der Druckplatte.

Sollte das nicht funktionieren, hast du noch ein paar andere Möglichkeiten, deinen Druck von der Bauplatte zu lösen – ohne das Modell gleich zu zerstören oder der Platte Schaden zuzufügen. Denn wenn sich der Kunststoff zu gut mit der Platte verbindet, hilft insbesondere bei kostenintensiven Glasoberflächen oft nicht viel.

Kraftaufwand und leichte Ohrfeigen

Diese Möglichkeit ist der Natur halber die erste, die verzweifelten 3D-Druck-Fans in den Sinn kommt: Das Modell kann mit purer Gewalt gelöst werden. Ein fester Griff, ein bisschen drehen, ziehen, drücken – und oft reicht das aus, um den Kunststoff von der Bauplatte zu bekommen. Aber eben nicht immer.

Bevor du mit Gewalt an Druckteil und Bauplatte heran gehst, solltest du das Modell komplett auskühlen lassen. Denn mit dem Abkühlen wird das Material hart, und das Druckteil ist stabiler. Du wirst es also auch mit einem harten Griff nicht so leicht beschädigen. Und dann gehst du natürlich nicht gleich mit brachialer Gewalt an die Sache heran, sondern versuchst es erst einmal mit einem zarten, aber nachdrücklichen Griff.

Reicht das nicht aus, versuchst du es mit einer leichten Erschütterung. Nimm einen Gummihammer oder ein ähnlich weiches Werkzeug und versetze der Platte oder dem Bauteil einen leichten Schlag. Der Schlag darf nicht so hart sein, dass du dem Druckteil Risse oder Dellen zufügst oder die Platte zerschmetterst. Er sollte aber ausreichen, um eine leichte Vibration auszulösen.

Denn mit der Wucht des Schlags wirst du das Material in Bewegung versetzen. Da Bauplatte und Modell aus unterschiedlichen Materialien sind, setzt sich der ausgeübte Druck im Material unterschiedlich fort. Das bedeutet konkret: Während das weichere Modell aus Kunststoff ein wenig zusammengedrückt wird, bleibt die Platte stabil – und der Kunststoff löst sich vom Druckbett.

Meist fällt das Modell auch dann nicht einfach von der Bauplatte. Du musst es immer noch mit etwas Autorität im Griff herunter nehmen. Aber das funktioniert sehr viel leichter als vor dem Schlag!

Mit einem Werkzeug

Der eben erwähnte Gummi-Hammer ist zwar auch ein Werkzeug, aber hier geht es um andere Tools. Du hast sicherlich eine Spachtel aus hartem Kunststoff oder aus Metall im Haus. Meist werden diese Werkzeuge schon vom Hersteller des 3D-Druckers mitgeliefert – benutze sie also!

Die einfachste Methode, ein widerspenstiges Druckstück zu lösen, ist der archimedische Hebel: Du fährst mit der geschärften Spachtel in einer kleinen Ecke zwischen Modell und Druckplatte. Gut festhalten, die Spachtel ein bisschen anheben und immer wieder kippen. Mal drückst du die rechte Ecke des Werkzeugs nach oben, mal die linke Seite.

Bewege die Spachtel immer tiefer zwischen Platte und Modell, fahre ein wenig hin und her. Die Spachtel wird langsam mehr und mehr Spiel bekommen, und dein Modell löst sich langsam von der Bauplatte.

Sei dabei jedoch vorsichtig: Eine geschärfte Spachtel aus Metall ist eine Waffe! Bist du zu ungestüm, wirst du erstens auf der Bauplatte unschöne Kratzer hinterlassen, zweitens dein Druckmodell beschädigen und dir drittens unter Umständen selbst Verletzungen zufügen. Denn so ein Werkzeug rutscht auch gerne mal ab – und deine Hand ist der einzige Bremsbock in der Nähe!

Spachteln, Spatel, Klingen und andere Schabwerkzeuge kommen in unterschiedlichen Größen und Formen daher. Das hat einen Grund: Nicht immer passt jedes Kratzeisen. Probier also einfach aus, mit welchem Werkzeug du an welcher Kante auch immer einen Ansatzpunkt findest.

Passen die mit dem 3D-Drucker gelieferten Werkzeuge nicht, kannst du dich im Baumarkt und im Bastelbedarf selbst eindecken. Meist sind die Geräte, die dem Drucker beiliegen, ohnehin von zweifelhafter Qualität. Achte beim Kauf darauf, dass die Griffe deiner Werkzeuge ergonomisch geformt sind und eine Gummierung haben. Damit liegen sie gut in der Hand, und du rutschst nicht so leicht ab. Das ist also auch eine Frage der Sicherheit.

Idealerweise deckst du dich mit einem Satz unterschiedlicher Tools ein. Klingen aus hartem Kunststoff sind sehr widerstandsfähig. Manchmal ist die biegbare, flexible Klinge aus Edelstahl aber trotzdem besser geeignet. Sehr dünne Spachteln finden auch in den kleinsten Rillen Halt, während du mit dickeren Spachteln etwas mehr Kraft ausüben kannst. Ebenfalls wichtig zu wissen: Die dünnen Edelstahl-Klingen können die Oberfläche deiner Druckplatte beschädigen.

Wende die verschiedenen Werkzeuge nur an, wenn dein Druckmodell komplett ausgekühlt und gehärtet ist. Andernfalls verformst du es bei dem Versuche s von der Bauplatte zu trennen.

3D-Drucken kann schwierig sein – besonders am Anfang. Viele Anfänger haben Schwierigkeiten mit Druckfehlern, einer schlechten Druckbett-Haftung oder wissen nicht, wie sie den Slicer richtig einstellen sollen.

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Mit Zahnseide

Zahnseide ist extrem stark und sehr dünn. Du hast vielleicht schon unangenehm bemerkt, dass der synthetische Faden in die Haut einschneidet, wenn du bei der Reinigung deiner Zähne etwas mehr Kraft aufwendest. Du kannst diesen Effekt nutzen, um stark haftende Druckteile von der Bauplatte zu lösen.

Dazu hältst du die beiden Enden des Zahnseide-Fadens fest in beiden Händen. Platziere den Faden unten in der Ritze zwischen dem Druckmodell und der Druckplatte, und zwar auf der dir gegenüber liegenden Seite. Jetzt ziehst du den Faden langsam, aber mit Kraft zu dir.

Die feine Zahnseide wird den Kunststoff deines Modells nicht zerschneiden, sondern in den winzigen Zwischenraum zwischen den beiden Materialien rutschen. Die gewachste Oberfläche sorgt dafür, dass das ohne viel Widerstand funktioniert. Zahnseide ist dünner als jede Klinge: Du kommst damit also auch in Zwischenräume, die für jede Spachtel zu fein sind.

Das Tolle an der Methode ist, dass sie oft auch schon funktioniert, wenn das Druckteil noch nicht ganz ausgekühlt, sondern noch etwas warm ist.

Heizbett noch einmal aufheizen

Eigentlich solltest du warten, bis dein Modell komplett ausgekühlt ist, und es erst dann von der Bauplatte lösen. Warum jetzt noch einmal das Heizbett erwärmen? Der Grund ist einfach. Die Materialien von Druckbett und Modell unterscheiden sich. Und sie reagieren unterschiedlich auf Wärme und Kälte.

Beim Auskühlen zieht sich der Kunststoff deines Modells etwas zusammen. Du kennst das: Ist der Effekt zu groß, sprechen wir von einer auffälligen Schrumpfung. Diese natürliche Schrumpfung beim Auskühlen reicht oft schon aus, um das Modell leicht von der Bauplatte zu lösen – aber das ist nicht immer der Fall.

Erhitzt du dein Druckmodell, wird der Kunststoff nicht nur warm und weich, sondern dehnt sich dabei auch aus. Wir fassen zusammen: Beim Auskühlen hat sich der fest auf der Bauplatte haftende Kunststoff zusammengezogen. Jetzt erhitzen wir Heizbett und Kunststoff wieder, so dass sich das feste, träge Material der Bauplatte nur ein wenig, dein Modell aus Kunststoff aber mehr ausdehnt.

Diese kurz nacheinander und gegenläufig wirkenden Kräfte lassen das Modell in vielen Fällen einfach von der Bauplatte springen. Übrigens solltest du das Heizbett nicht zu hoch drehen: 70 Grad Celsius sind das Maximum. Bei mehr wird das Modell so weich, dass es sich verziehen könnte – und das willst du nicht. Abgesehen davon könnte eine höhere Temperatur das Modell noch fester an der Bauplatte haften lassen.

Hast du kein Heizbett, kannst du den Effekt trotzdem nutzen: Stell die Druckplatte mit dem Modell auf die Heizung, oder erwärme die Druckplatte von unten vorsichtig mit dem Fön. Auf Experimente mit Backofen, Herdplatte und Mikrowelle oder gar dem Lötkolben solltest du aus Sicherheitsgründen aber verzichten!

Eiskalt in der Tiefkühltruhe

Kunststoff verändert sein Volumen unter dem Einfluss von Temperaturschwankungen sehr stark: Du kennst dich immerhin mit Schrumpfungsraten aus. Die meisten Druckmodelle werden sichtbar kleiner, wenn das Material auskühlt. Wird es erhitzt, dehnt es sich aus.

Die Bauplatte besteht aus einem anderen Material als dein Druckmodell. Das bedeutet: Sie dehnt sich mit einer anderen Rate unter Hitze aus und schrumpft bei Kälte mit einer anderen Rate. Meist verändert sich die Bauplatte sehr viel weniger als das Material, mit dem du druckst.

Diesen Effekt kannst du nutzen, um dein Modell von der Druckplatte zu lösen. Du hast verschiedene Möglichkeiten:

  • Stelle Modell und Druckplatte in den Kühlschrank oder wahlweise an einem kalten Tag nach draußen in den Schnee. Sowie die Temperatur des Kunststoffs weit genug sinkt, sollte er sich mit einem hörbaren Geräusch von der Druckplatte lösen.
  • Arbeite mit Druckluft: Die Druckluft sollte nicht so hart eingestellt sein, dass du dein Druckmodell zerstörst. Der starke Luftstrom könnte allerdings schon ausreichen, um das Modell etwas abkühlen und von der Bauplatte fallen zu lassen.
  • Packe dein Modell samt Bauplatte in die Tiefkühltruhe. Warte einige Zeit, damit das Model bis innen hinein auskühlt und sich zusammenzieht – dann löst es sich von alleine.
  • Als Sportler oder Sportlerin hast du vielleicht ein gelgefülltes Kühlkissen im Kühlschrank. Drücke es von unten an die Bauplatte. Vielleicht reicht die Kälte aus, um das Druckmodell zu lösen. Wahlweise kannst du Eisspray (gegen Sportverletzungen) von unten auf die Bauplatte auftragen.

Mit Alkohol lösen

Vielleicht hast du Isopropyl-Alkohol* zu Hause. Viele Menschen benutzen den flüchtigen Alkohol, um damit die Druckplatte zu reinigen. In dem Fall sorgt der Alkohol dafür, dass auf der Druckplatte keine fetthaltigen Verschmutzungen oder Abdrücke verbleiben. Denn die würden die Haftung des Druckmaterials auf der Bauplatte stören. Der Alkohol sorgt also für eine bessere Haftung.

Haftet dein Druckmodell aber zu stark an der Platte, kannst du den Alkohol auch nutzen, um es zu lösen. Trage den Isopropyl-Alkohol nahe der Basis deines Druckmodells auf und lass ihn dort für etwa eine Viertelstunde einwirken. Der Alkohol verdunstet. Durch die Verdunstung entsteht Kälte. Möglicherweise löst sich das Modell allein dadurch schon von der Bauplatte.

Ist das nicht der Fall, wird zumindest an den Rändern des Druckmodells eine kleine Rille entstanden sein, wo sich das Material von der Bauplatte gelöst hast. Jetzt kannst du mit einer dünnen Messerklinge oder einer Spachtel in diesen feinen Zwischenraum fahren und dein Modell von der Druckplatte hebeln. Gelingt dir das nicht, bleibt die Zahnseide als weitere Möglichkeit.

Alternativ zum Alkohol bietet sich heißes Wasser an: Du kannst entweder die Druckplatte samt Modell auf eine Schüssel heißes Wasser stellen und warten, bis sich die Druckplatte erwärmt und da Modell herunterfällt. Oder du trägst ein wenig heißes Wasser an der Basis des Druckmodells auf.

Das heiße Wasser wird den Kunststoff deines Modells wieder weich machen. Ist das Wasser zu heiß, verformt sich dein Druckteil – das willst du nicht. Bei dieser Methode ist also etwas Feingefühl gefragt.

Verschiedene Möglichkeiten nach Art des Filaments

Einige Filamente zeigen eine stärkere Adhäsion, also Klebekraft, als andere. Die verschiedenen Kunststoffe haben alle individuelle Eigenschaften. Und sie lassen sich dementsprechend auch mehr oder weniger gut wieder von der Bauplatte lösen. Manche der vorgestellten Methoden eignen sich deshalb für einige Filamente besser als für andere.

Damit du eine grobe Ahnung davon bekommst, was bei welchem Filament möglich ist, führen wir hier noch einmal die drei gängigsten Filamente auf samt der Methoden, die jeweils am ehesten zum Erfolg führen.

PLA

PLA Drucke kleben manchmal an der Bauplatte fest wie in Beton gegossen. In diesem Fall ist eine Heizplatte wirklich Gold wert. Denn heizt du die Platte auf etwa 70 Grad Celsius auf, wird das PLA etwas weich. Damit lässt die Klebekraft des Kunststoffes nach, und du kannst deine Druckmodelle wirklich leicht von der Glasplatte lösen.

PLA ist nicht sehr hitzetolerant, weshalb Hitze immer das beste Mittel ist, PLA von der Bauplatte zu bekommen. Ist das Material erst einmal ein wenig weicher geworden, lässt es sich sehr leicht mit einer Spachtel oder einem flexiblen Messer anheben und von der Druckplatte hebeln. Setze dein Werkzeug dazu rundherum immer wieder an verschiedenen Stellen an und arbeite gleichmäßig mit wenig Kraft.

Die vorgestellte Methode mit Alkohol funktioniert bei PLA dagegen nicht, denn PLA reagiert auf Hitze empfindlicher als auf Kälte. Wichtig ist, dass du dein Modell erst komplett auskühlen lässt, bevor du die Heizplatte noch einmal erwärmst.

ABS

ABS führt offenbar regelmäßig zu Problemen, das Material lässt sich einfach nicht gut lösen. Das liegt daran, dass sich auch die gläserne Bauplatte ausdehnt und beim Auskühlen wieder zusammenzieht. Die Platte arbeitet also zusammen mit dem Druckmaterial – und das sorgt für starke Spannungen überall dort, wo die Materialien sich berühren.

ABS reagiert sehr gut auf Kälte. Für dieses Material sind also Kühlschrank, Schnee, Tiefkühlfach oder das Kühlpad die beste Methode. Kälte (und dafür reicht schon eine kühlere Umgebungsluft aus) bringt das Material dazu, sich stark und schnell zusammenzuziehen. Dann löst sich, oft mit einem entsprechenden Geräusch, von selbst vom Druckbett.

Manchmal reicht es schon aus, während des Abkühlens nach dem Druck die Druckkammer zu öffnen und kühle Luft hereinströmen zu lassen. Das ABS kühlt dann schneller aus als das Druckbett, und das Modell löst sich. Aber Vorsicht: Zu schnelles Abkühlen kann das Modell beschädigen! Dann bricht es zwar auch von der Druckplatte, verformt sich aber dabei. Denn außen kühlt das Material schneller aus als innen.

Bei ABS kannst du allerdings auch die Druckplatte vorbereiten, so dass dein Modell gar nicht erst so stark festklebt. Oft wird dazu geraten, das Druckbett mit einer schleimigen Mischung aus ABS und Aceton zu bestreichen (ABS Juice). Diese Mischung kann auch auf ein Tape aufgetragen werden. Das erfüllt den gleichen Zweck wie der häufig eingesetzte Klebestift: Die erste Schicht hat zwar etwas Haftung am Druckbett, aber das Modell lässt sich von der schmierigen Oberfläche später gut abnehmen.

PETG

PETG klebt nicht nur extrem am Druckbett, sondern zerbricht auch oft, wenn du dein Modell entfernen willst. Um das zu verhindern, nutzen viele Fans von 3D-Druckern im Hobby-Bereich Klebestifte oder Haarspray. Wird die Bauplatte damit behandelt, hält die erste Schicht des Drucks zwar gut. Aber das Modell lässt sich hinterher auch gut lösen, denn es haftet nicht an der Druckplatte selbst fest.

Eine andere Möglichkeit ist, direkt auf BuildTak*, PEI* oder Glas* zu drucken. Auch das wird häufig empfohlen. Ist PETG erst einmal richtig ausgehärtet und hat sich fest milder Oberfläche des Druckbetts verbunden, wird es schwierig. Oft zerbricht eher die Druckplatte als dass sich das Modell löst.

Aus diesem Grund können wir dir nur raten, alles Mögliche einfach auszuprobieren und eben gegebenenfalls aus Fehlern zu lernen. Mit etwas Vorarbeit kannst du eine zu starke Adhäsion vermeiden – und das ist im Fall von PETG auf jeden Fall sinnvoll!

Vorarbeit: Zu starke Adhäsion vermeiden

Vermeidest du von Anfang an, dass dein Modell zu stark mit der Bauplatte verklebt, musst du dir um das Lösen des Modells gar keine Gedanken machen. Eine Möglichkeit ist, eine Bauplatte zu nutzen, die an das Material angepasst ist, mit dem du drucken willst. Anders ausgedrückt: Nicht jede Bauplatte ist für jedes Filament gleich gut geeignet.

Die beste Bauplatte, die für fast alle Filamente funktioniert, ist eine flexible, magnetische Platte*. Diese Platten werden einfach auf das Heizbett gelegt und über Magnete an Ort und Stelle gehalten. Nach dem Auskühlen des Modells entnimmst du die Platte. Sie ist flexibel, besteht also aus einem dünnen Metallblech.

Biegst du das Metallblech nun ein paar mal in die eine und in die andere Richtung, von allen vier Seiten aus, wird das Druckmodell in der Regel von alleine von der Platte springen. Das ist die einfachste Methode, ein Druckmodell von der Bauplatte zu lösen.

Allerdings sind diese Platten in der Regeln nicht im Lieferumfang des 3D-Druckers enthalten, sondern müssen separat gekauft werden. Und sie lassen sich auch nicht in jedem Gerät neuen. Creality ist einer der Hersteller, die für die eigenen 3D-Drucker auch flexible Druckplatten anbieten. In diesem Fall nennt sich das Teil Creality Ultra Flexible Magnetic Build Surface*.

Druckst du dagegen auf einer Glasplatte, kannst du Kapton Tape oder Malerkrepp auf die Druckplatte kleben. Auch davon lässt sich das Modell leichter. Sollte es sich nicht freiwillig lösen, ziehst du das Klebeband von der Druckplatte. Denk daran, vor dem nächsten Druck neues Band aufzulegen.

Eine dünne Schicht Klebestift wirkt ähnlich auf Glasplatten, und diese Methode ist für fast alle Filamente geeignet.

Wenn du dir eine Druckplatte aus Glas selbst kaufen willst oder eine alte Platte ersetzt, solltest du dich für Bososilikat-Glas* entscheiden. Das Glas ist so designt, dass es nicht so leicht bricht. Während also andere Glasplatten bei leichter Gewalt schon brechen oder zerbröseln, hält dieses Glas auch rabiatere Versuche aus, das Druckmodell von der Platte zu lösen. Achte darauf, dass die Platte auch wirklich in den Drucker passt und verwendet werden kann – nicht alle Glasplatten sind mit allen 3D-Druckern kompatibel.

Tipps: 3D-Drucke auskühlen lassen

Unter dem Einfluss von Temperaturschwankungen lösen sich die meisten Druckmodelle von selbst von der Druckplatte. Deshalb ist es immer eine gute Idee, denn Druck erst einmal auskühlen zu lassen. Oft bricht das Modell dann von alleine von der Platte. Du kannst mit einem Lüfter nachhelfen. Allerdings solltest du darauf achten, dass dein Modell nicht zu schnell auskühlt: Zieht es sich außen zusammen und ist innen noch weich, wird es sich verformen.

Mit einer dünnen und sehr scharfen Klinge lassen sich viele Modelle auch recht einfach von dem Druckbett lösen. Der Trick ist, das Modell nicht von der Platte zu schneiden. Du nutzt stattdessen die Hebelkräfte, indem du die Klinge unter das Modell schiebst und vorsichtig biegst. Druckst du dein Modell auf ein Raft, nimmt es dabei auch keinen Schaden.

Schaffst du es nicht, dein Modell mit dieser Methode sofort von der Druckplatte zu lösen, setze das Messer oder die Spachtel an einer anderen Stelle und idealerweise auf einer anderen Seite an. Achte dabei immer auf deine Finger: Die sollten in Sicherheit sein!

Fazit: Lässt sich am Ende alles irgendwie lösen …

Es ist zwar ärgerlich, wenn dein Modell sehr fest an der Druckplatte klebt, aber irgendwie lässt sich das immer lösen. Einfacher wird es, wenn du die Druckplatte vorbereitest und die Einstellungen des Druckers so vornimmst, dass das Modell sich beim Auskühlen von alleine lösen kann. Das ist aber nicht immer möglich.

Am schonendsten für dein Druckmodell ist es, wenn du mit verschiedenen Temperaturen arbeitest. Erwärme dein Druckmodell und/oder die Platte, um über die unterschiedliche Materialdehnung beziehungsweise -schrumpfung für ein Wegbrechen des Modells zu sorgen. Kühlschrank, Gefrierfach, warmes Wasser, ein Fön und ähnliche Hilfsmittel können dir dabei helfen. Sogar ein Ventilator hat schon Wunder gewirkt.

Hilft das nichts, hast du immer einen Satz Werkzeug vorrätig: Spachteln und verschiedene Kratzmesser sowie Klingen und Skalpelle eignen sich, um unter das Modell geschoben zu werden. Spielst du vorsichtig ein wenig mit der Klinge herum, biegst sie und nutzt sie als Hebel, kannst du so dein Druckmodell lösen. Allerdings solltest du das nur tun, wenn das Material ausgekühlt und hart ist.


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