3D Druck Raft/Brim/Skirt: Wie, Warum und Wann Verwenden?

Martin

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Durch die Beschaffenheit und die Physik der 3D-Drucker ist es nur selten möglich, Werkstücke ohne Hilfskonstruktionen zu drucken. Einerseits deswegen, weil es sich beispielsweise um einen Überhang handelt, bei dem Material praktisch „freischwebend“ in der Luft gedruckt werden soll, andererseits aber auch, weil manche Kanten mithilfe von Stützkonstruktionen einen besseren Übergang hervorbringen. Nicht zuletzt gibt es auch Techniken, um das Werkstück mit einer bestimmten Basis an den Tisch zu „kleben“, damit die nächsten Schichten präziser gedruckt werden können.

Wann verwendet man „Raft“, „Brim“ und Skirt“ und wie können sie dabei helfen, meine Druckergebnisse zu verbessern?

Bei Raft, Brim und Skirt handelt es sich um drei sehr verbreitete Techniken, um Druckergebnisse zu verbessern. Welche Technik man wann anwendet, hängt stark von den zu erwartenden Fehlern und von der eigenen Einschätzung bzw. Erfahrung ab. Statt einem simplen Schema zu folgen, sollte man sich bei jedem Werkstück erneut überlegen, an welcher Stelle Hilfs- bzw. Stützkonstruktionen angebracht sind, denn die Verwendung bedeutet immer auch, dass eine Nacharbeit nötig wird.

Da gerade Anfängern die Erfahrung fehlt, um abschätzen zu können, ob Hilfskonstruktionen nötig sind, oder nicht, werden wir im nachfolgenden Artikel nicht nur genau erklären, wie man diese in den Slicern bzw. 3D-Programmen konstruieren kann, sondern auch in welchen Fällen man eventuell über die Verwendung nachdenken sollte oder ob diese vielleicht sogar manchmal obligatorisch ist, um überhaupt ein angemessenes Druckergebnis erreichen zu können.

Raft

Als Raft (von engl.: Floß) bezeichnet man eine Hilfskonstruktion, bei der man das eigentliche Werkstück vom Druckbett abhebt. Es wird also, bevor man mit dem eigentlichen Druck beginnt, eine dünne Schicht Filament als „Basis“ gedruckt. 

Die Technik stammt aus der Anfangszeit der 3D-Drucker. Gerade ältere Generationen hatten Probleme mit der Adhäsion des Druckbettes. Zunächst behalf man sich damit, Wasser auf dem Druckbett zu verteilen und später gab es dann spezielle Sprays, die diesem Problem ebenfalls entgegenwirken sollten, aber keine Methode war so erfolgreich wie das Rafting. Der Name stammt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Floß“. Dies stammt daher, weil das Werkstück wie auf einem Floß aus dem Wasser bzw. in diesem Fall Druckbett gehoben wird.

Ein sehr großes Raft, um die Haftung auf einem Ender 3 Pro* zu verbessern. (Quelle: reddit)

Raft – Wann Sinnvoll?

Wann man das Raft anwenden sollte, hängt von verschiedenen Aspekten ab. Hat man die Erfahrung gemacht, dass das Druckbett des Druckers keine besonders guten Adhäsionseigenschaften hat und möchte man nicht auf Zusatzmittel zurückgreifen, sollte man Werkstücken, die keine besonders große Basisfläche haben, generell mit einem Raft versehen. Doch selbst bei solchen Werkstücken mit großer Basisfläche kann es sich lohnen, eine dünne Basisschicht zu drucken, um dem ersten Layer die Möglichkeit zu geben, sich direkt mit Filament zu verbinden.

Es gibt drei Hauptgründe, wann man das Raft für seine Werkstücke einsetzen sollte. Entscheidend sind Material, die Beschaffenheit des Druckbettes und die Eigenschaften des Werkstücks. Verwendet man einen FDM-Drucker und nutzt ABS als Material kommt man um das Rafting kaum herum, denn es hat einen Hang dazu, sich zu verziehen (“Warping”), was gerade bei den ersten Layern dazu führen kann, dass das komplette Werkstück unbrauchbar und unschön wird. Mit einem Raft kann man diesem Fehler vorbeugen. 

Möchte man Werkstücke drucken, die keine große Basis haben, ist meistens ebenfalls ein Raft erforderlich, da die ersten, feinen Layer nicht ihr eigenes Gewicht tragen können und sich unter Umständen verformen. Durch das Raften verteilt sich das Gewicht auf eine größere Basis und das Werkstück bleibt in Form. 

Zwar sind die meisten Druckbetten heute deutlich gerader, je nach Modell können die Adhäsionseigenschaften dennoch für manche Werkstücke nicht ausreichen. Auch dann sollte man zu einem möglichst großen Raft greifen, um den ersten Layern die Möglichkeit einer guten Verbindung zu geben.

Raft – Mögliche Nachteile

Unabhängig davon, welche Methode man für Hilfskonstruktionen einsetzt, entstehen immer Nachteile. Für alle gilt: Hilfskonstruktionen verbrauchen zusätzliches Material, das am Ende entsorgt werden muss und natürlich muss die Hilfskonstruktion auch irgendwie vom eigentlichen Werkstück getrennt werden. 

Gerade bei Rafts kann das zu einem Problem werden, da das dicke Zusatzmaterial stark mit dem Werkstück verbunden ist. Nach erfolgreicher Trennung ist es zudem nötig, die Flächen nachzuarbeiten, da eine sehr raue Oberfläche entsteht.

3D-Drucken kann schwierig sein – besonders am Anfang. Viele Anfänger haben Schwierigkeiten mit Druckfehlern, einer schlechten Druckbett-Haftung oder wissen nicht, wie sie den Slicer richtig einstellen sollen.

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Raft – Konstruktion und Einstellungen

Die Konstruktion des Rafts ist relativ einfach. Man nimmt die größte Ausdehnung der Fläche, die auf dem Druckbett liegt hinsichtlich der X- und Y-Koordinaten, vergrößert diese um einen eingestellten Wert oder Faktor und „hebt“ das Werkstück mit wenigen Layern vom Druckbett ab. Was sich möglicherweise kompliziert anhört, ist in der Praxis aber ganz einfach, denn beinahe alle Slicer beherrschen die Funktion und müssen nur mit den richtigen Einstellungen gefüttert werden.

  • Air Gap (Lücke): Dieser Wert gibt an, wie groß die Lücke zwischen dem Raft und dem eigentlichen Werkstück sein soll. Würde man das Werkstück direkt auf das Raft drucken, würden sich die Layer zu stark miteinander verbinden und wären nicht mehr separierbar. Indem man den ersten Layer aber sozusagen „in die Luft druckt“, kühlt sich das Filament auf dem Weg bereits ab und geht keine so starke Verbindung ein, wodurch die Trennung merklich vereinfacht wird. Empfohlen wird ein Wert von ca. 0,1 mm, eine gesagt, man sollte den halben Durchmesser der Düse nutzen.
  • Raft Base Layer (Basis Schicht): Hier gibt es gleich zwei Werte einzustellen, nämlich die Dicke und die Druckgeschwindigkeit. Die größte Priorität sollte es sein, eine möglichst große Adhäsion zu erreichen. Deswegen ist es wichtig, dass der Layer relativ dick und mit kleiner Geschwindigkeit gedruckt wird. Selbstverständlich möchte man aber auch kein Material verschwenden. Als Mittelweg hat sich ein Wert zwischen 0,3 mm und 0,5 mm bewährt. Die Geschwindigkeit sollte 30 mm/s keinesfalls überschreiten.
  • Raft Top Layer (Obere Schicht): Die Dicke der obersten Schicht bestimmt, wie gut die Oberfläche des Werkstücks wird. Bei einer großen Basis sollte der Wert für die Dicke entsprechend groß gewählt werden, um eine gute Oberflächengüte zu erreichen. Steht das Werkstück nur auf einer kleinen Basis, ist die Oberflächengüte des Bodens nicht ganz so wichtig. In ersterem Fall sollte der Wert höher als 0,3 mm gewählt werden, bei Letzterem ist es möglich, diesen bis auf 0,1 mm zu unterschreiten.
  • Offset (Versatz): Mit diesem Wert gibt man entweder den Faktor oder den Abstand ein, der die Differenz zwischen der Größe des Werkstücks und dem Raft bestimmt. Je nach Größe des Werkstücks kann dieser Wert stark schwanken. Um den Materialverbrauch zu reduzieren, sollte das Raft im Normalfall nicht mehr als 10 % größer sein als die Basisfläche. Ausnahmen können hier sein, wenn das Werkstück sehr kleine Beine hat.
Ein paar Raft-Einstellungen in Cura.

Rafts mit Doppel-Extrudern

Mit einem Single-Extruder werden Hilfskonstruktionen wie Rafts mit dem gleichen Material gedruckt wie das eigentliche Werkstück. Mit einem Doppel-Extruder hat man aber die Möglichkeit, sogenannte „Unterstützungs-Materialien“ zu verwenden, die einen Großteil der Nachteile vermindern oder ganz ausmerzen. 

Häufig setzt man für Rafts HIPS* (High-Impact Polystyrene) oder PVA* (Polyvinylalkohol) ein. Ersteres hat die gleichen Eigenschaften wie ABS, lässt sich aber mit Chemikalien wie Limonene gänzlich auflösen. Letzteres funktioniert ähnlich und kann sogar in Wasser aufgelöst werden. Wird ein Raft mit einem dieser Materialien gebaut, kann man das Werkstück im Anschluss also in ein Bad mit der entsprechenden Chemikalie tauchen und vollständig von den Hilfskonstruktionen befreien. Eine Nacharbeit ist dann nur noch in seltenen Fällen nötig.

Brim

Der sogenannte „Brim“ ist vergleichbar mit dem Raft und soll ebenfalls dazu dienen, die Adhäsion am Druckbett zu optimieren, ist aber eine nicht ganz so radikale Maßnahme. Anders als beim Raft wird der Brim nämlich nur um das Werkstück herum gedruckt und reicht nicht unter selbiges. 

Der größte Vorteil dadurch: Die Oberflächenbeschaffenheit des Bodens bleibt weitgehend unbeeinflusst. Obwohl die Technik weniger destruktiv ist als das Rafting, wird sie nicht gerade häufig eingesetzt, weil man gerade als Anfänger die Meinung „Viel hilft viel“ vertritt. Dies stimmt zwar im Falle der Adhäsionskraft, jedoch muss man natürlich auch noch andere Merkmale betrachten.

Klassischer Brim (Quelle: reddit)

Brim – Wann Sinnvoll?

Tatsächlich gibt es bei den Anwendungsfällen für die Brim und das Raft eine große Schnittmenge, da beide Verfahren im Kern das Gleiche erzielen sollen. Hier gilt es also zu differenzieren und die Projekte genau zu betrachten. 

Eine Brim kann Warping verhindern und ist beim Einsatz von ABS-Materialien in jedem Fall empfohlen. Durch die zusätzlichen Schichten an der Außenkante vergrößert man die Basis des Werkstücks und erhöht die Stabilität. 

Auch eine schlechte Adhäsionskraft des Druckbettes wird durch eine Brim abgemildert, weil die Auflagefläche stark vergrößert ist. Brims werden häufig in Verbindung mit anderen Stützkonstruktionen eingesetzt, weil man mit einfachen Mitteln eine große Basis schafft und die Stabilität um ein Vielfaches erhöht. Kleine Säulen oder Beine können deswegen als Vorsichtsmaßnahme in den meisten Fällen mit einer Brim versehen werden.

Brim – Mögliche Nachteile

Auch bei einer Brim wird Material verschwendet, das nicht zum eigentlichen Werkstück gehört. Da eine Brim aber nur einen Layer hoch ist und auch nicht die ganze Basis des Werkstücks bildet, hält sich dies in bescheidenen Grenzen. 

Eine Nachbearbeitung des fertigen Objektes ist ebenfalls notwendig, allerdings muss lediglich das überschüssige Material entfernt werden. Eine Aufarbeitung der Oberfläche ist beim Brimming nicht nötig, da die Brim nur an den untersten Layer angeschweißt wird und diesen nicht wie beim Rafting unterläuft.

Brim – Konstruktion und Einstellungen

Bei der Brim wird der Basis-Layer nach außen extrudiert. Die Brim entspricht vom Umriss her also immer dem untersten Layer. Bei der manuellen Konstruktion ist allerdings darauf zu achten, dass jeder Umlauf seine eigene Polygonbasis hat, da sonst beim Slicen mit Problemen zu rechnen ist. 

Da die Brim als Funktion bereits in viele Slicer eingebaut ist, braucht man sich darüber aber heutzutage kaum noch Gedanken zu machen.

Bei den Einstellungen sind vor allem zwei Werte wichtig:

  • Width (Breite): Dieser Wert gibt an, wie breit die Brim sein soll. Es handelt sich dabei um die gesamte Breite der Brim und nicht um die Breite einer einzigen Linie. Je nach eingestelltem Wert errechnet der Slicer, wie viele Linien nötig sind, um diesen zu erreichen. Als Basis der Berechnung dient die Breite der Düse und des verwendeten Materials.
  • Brim Line Count (Anzahl der Linien): Es ist üblich, die Anzahl der Linien von einer Brim auf 3 bis 5 zu beschränken und die Breite vom Slicer errechnen zu lassen. Damit geht man sicher, dass man keine groben Fehler bei der Umrechnung begeht und man braucht den Durchmesser der Düse nicht zu kennen. Vorsicht bei sehr hohen Werten jenseits der 10 Linien, da dies die Entfernung nach dem Druckvorgang stark erschwert.
Alle Cura Brim Einstellungen

Brims mit Doppel-Extrudern

Wie schon beim Rafting ergibt sich auch beim Brimming ein entscheidender Vorteil, wenn man mit Doppel-Extrudern arbeitet und in der Lage ist, verschiedene Materialien für das Werkstück und die Hilfskonstruktionen zu verwenden. 

Entscheidend ist dies vor allem deswegen, weil man auch die speziellen, löslichen Materialien einsetzen kann, um die Hilfskonstruktionen rückstandslos zu entfernen und ohne große Nacharbeit ein optimiertes Werkstück zu erhalten.

Skirt

Im Grunde genommen ist der Skirt (engl.: Rock) weder eine Stütz-, noch eine Hilfskonstruktion, sondern ein Testmechanismus, der oft dabei hilft, Probleme zu erkennen, bevor sie zu solchen werden können. 

In der Anfangszeit der 3D-Drucker war es oftmals nötig, den Drucker vor dem eigentlichen Druckvorgang zu testen. Durchgesetzt hat sich dabei vor allem der „Benchy„, ein kleines, aber komplex gestaltetes Boot, das dabei hilft, Fehler in den Druckereinstellungen auszumerzen. Ein solch großer Testdruck kostet aber jede Menge Material und Zeit, weswegen man mittlerweile zu einer wesentlich einfacheren Technik übergegangen ist: dem Skirt.

Der Skirt ist eigentlich nur eine kleine Reihe an Linien, die vor dem eigentlichen Werkstück gedruckt werden und eine Art Umriss bilden, der aber das eigentliche Werkstück nicht berührt. Da der Druckvorgang losgelöst vom eigentlichen Projekt stattfindet, ist es möglich, den Drucker jederzeit zu pausieren, eventuell Einstellungen zu justieren und neu zu beginnen, bis alles passt.

Skirt – Wann Sinnvoll?

Die Antwort auf diese Frage ist einfach: Immer. Tatsächlich sollte man prinzipiell keinen Druckvorgang starten, bevor man sich nicht davon überzeugt hat, das die Einstellungen stimmen und die beste Möglichkeit dafür ist abgesehen von einem richtigen Testdruck eben das legen einer Skirt. Das bringt gleich mehrere Vorteile:

Viele Drucker benötigen eine ganze Weile, um richtig aufzuheizen. Diese Zeit kann beim Legen der Skirt überbrückt werden. Gleichzeitig ist es möglich, zu beobachten, ob sich dabei eventuelle Probleme ankündigen. Vielleicht ist das Filament nicht richtig geschmolzen oder es zeigen sich Schwierigkeiten bezüglich der Adhäsion. 

Zudem kann man anhand der Linien erkennen, ob das Bett richtig nivelliert wurde. Mit einiger Übung kann man sich später das aufwendige Ausrichten sogar sparen und korrigiert nur noch gelegentliche Fehler, die manchmal auftauchen. Im Prinzip ist das Skirting also eine gute Technik, um den Drucker vorzubereiten und letzte Einstellungen zu optimieren. Diese Vorteile sollte man bei jedem Druckprojekt ausnutzen.

Skirt – Mögliche Nachteile

Wie schon beim Rafting und Brimming entsteht auch hier Müll, aber verglichen mit dem Müll, der potenziell herauskommt, wenn man mit den falschen Einstellungen druckt, ist dies vernachlässigbar. 

Die einzige Schwierigkeit ist es, den Skirt nach dem Drucken vom Druckbett zu entfernen. Da er aber nicht direkt mit dem Werkstück verbunden ist, sollte auch dies kein wirkliches Problem sein. Es sei aber gesagt, dass sich dadurch natürlich ein zusätzlicher Arbeitsschritt ergibt, der nicht nur Zeit kostet, sondern unter Umständen (bei sehr großen Druckmodellen) die Größe des möglichen Druckerzeugnisses oder die Anzahl möglicher Simultandrucke limitiert.

Skirt – Konstruktion und Einstellungen

Die Konstruktion ist denkbar einfach. Es wird ein Trace aufgebaut, der die Basis des Werkstücks in seiner Form grob umkreist. Die so entstandene Linie kann dann beliebig nach außen extrudiert werden. Generell beherrschen die meisten Slicer das Skirten problemlos, sodass nur selten auf eine manuelle Konstruktion zurückgegriffen werden muss.

Bezüglich der einstellbaren Optionen sind zwei Werte besonders wichtig, nämlich die Anzahl der Linien und die Distanz, die der Skirt vom eigentlichen Objekt entfernt ist. Letztere sollte so groß gewählt werden, dass die Düse nach dem Abschließen einen relativ kurzen Verfahrweg zum Startpunkt des Werkstücks hat. 

Bewährt hat sich ein Abstand von etwa 4 bis 6 Millimetern. Die Anzahl der Linien sollte so hoch gewählt werden, dass man genügend Zeit hat, um eventuelle Fehler zu erkennen und im Bedarfsfall zu beheben.

Cura Skirt Einstellungen

Weitere Formen von Hilfskonstruktionen

Neben Brim, Raft und Skirt gibt es noch weitere Formen von Hilfskonstruktionen, welche das Werkstück während des Druckvorgangs unterstützen und damit Überhänge oder komplexere Strukturen ermöglichen. 

Viele Slicer sind in der Lage, Stützkonstruktionen selbstständig zu konstruieren, die anhand verschiedener Parameter eingestellt werden können. Ob man Stützkonstruktionen benötigt, hängt vor allem davon ab, welche Materialien man verwendet und ob das Werkstück Winkel enthält, welche den sogenannten „Überhangwinkel“ übersteigen. Typischerweise ist dies bei den meisten 3D-Druckern ab einem Winkel von weniger als 45° der Fall. Es wird aber empfohlen, dies vorher zu testen, da sich die Drucker hier unterscheiden können.

Stützkonstruktionen umfassen, Säulen, Treppen, Leiterkonstruktionen, Gestelle, Brücken und ähnliches. Im Grunde geht es darum, dem Material genügend Raum zu geben, sich mit der unteren Schicht zu verbinden, ohne sich dabei zu verziehen. Bei komplexen Modellen braucht man hierfür ein paar Anläufe, wobei die Erfahrung dabei hilft, abzuschätzen, wo Stützkonstruktionen nötig sind und wo nicht.

Bei welchen Materialien nützen die Hilfskonstruktionen

Generell werden Hilfskonstruktionen wie Raft, Brim und Skirt nur bei 3D-Druckern auf Filament-Basis (FDM-Drucker) eingesetzt. Die Harze der SLA-Drucker haben gänzlich andere Eigenschaften und benötigen nur selten Hilfskonstruktionen, die über das Stützen des Werkstücks hinausgehen. 

Bei Filamenten ist das anders. Manche der eingesetzten Materialien haben einen großen Hang zum Warping oder sind dafür bekannt, eine schlechte Haftung zu haben. Nachfolgend werden ein paar davon näher beleuchtet:

  • ABS: ABS ist wohl das am häufigsten verwendet Material im Zusammenhang mit FDM-Druckern. ABS gibt es in vielen Varianten, als Standardkunststoff (transparent bzw. opaque), bioverträglicher technischer Kunststoff oder als statisch resistenter Kunststoff für Gehäuse von elektrischen Geräten. Für beinahe ausnahmslos alle werden Hilfskonstruktionen benötigt, da sowohl Adhäsion als auch Warping ein generelles Problem dieser Materialien darstellen.
  • PLA: PLA ist ein biologisch abbaubarer Kunststoff aus Pflanzenteilen, der besonders für Anfänger empfohlen wird. Warping ist aufgrund der geringen Glasübergangstemperatur meistens kein Problem, aber je nach Druckbett kann die Adhäsionskraft schwanken, wodurch es nötig sein kann, Maßnahmen zu ergreifen.
  • ASA: ASA* hat viele Eigenschaften von ABS, ist aber UV-beständig. Generell ist mit den gleichen Problemen zu rechnen wie bei ABS.
  • TPU: Als thermoplastisches Polyurethan ist TPU auf hohe Elastizität ausgelegt und somit ist es nötigt, Maßnahmen gegen das Warping zu ergreifen. In Sachen Adhäsion sollte es aufgrund der besseren Schmelzeigenschaften weniger Probleme geben.
  • PC: PC* ist ein weiteres Thermoplast, manchmal auch in der Variante PC-ABS mit ähnlichen Eigenschaften wie ABS in puncto Auflösung und Oberflächenbeschaffenheit. Adhäsion ist weniger problematisch, aber wie bei TPU ist mit hohem Warping zu rechnen, sodass Gegenmaßnahmen getroffen werden sollten.
  • Nylon: In den letzten Jahren wird Nylon* häufiger verwendet, ist aber nicht ganz einfach zu verarbeiten. Es ist sehr anfällig für Warping und darüber hinaus empfindlich gegen Feuchtigkeit. Aus diesem Grund kommt man um ein Raft meistens nicht herum, da schon eine geringe Luftfeuchtigkeit zu stark verringerten Adhäsionseigenschaften führen kann.

Verwandte Fragen

Wie viel Zeit und Material muss ich zum Drucken von Raft, Skirt und Brim einplanen?

Dies hängt wesentlich vom Werkstück ab, das gedruckt werden soll. Allgemein lässt sich sagen, dass man für ein Raft ca. 10 % mehr Zeit für den Druckvorgang benötigt und dabei bis zu 25 % mehr Material verbraucht. 

Der Brim liegt bei ca. 5 % mehr Material und ebenso viel Zeit beim Druckvorgang und der Skirt verbraucht lediglich 1 % der Druckzeit bzw. Material. Es ist wichtig, dass man diese Werte in seiner Planung berücksichtigt und entsprechend viel Material besorgt.

Wie kann ich Raft bzw. Brim sauber von meinem Werkstück trennen?

Bei der Brim ist dies normalerweise kein großes Problem. Wenn die Dicke entsprechend klein gewählt wurde, lässt sich der Brim einfach vom Werkstück „abknicken“. In hartnäckigen Fällen kann man hierfür ein Messer zur Hilfe nehmen. Anschließend sollte die Bruchkante mit Sandpapier von den letzten Resten befreit werden. 

Beim Raft reicht das normalerweise nicht. Hier hat sich der Spachtel als Instrument bewährt. Einfach die scharfe Kante zwischen Werkstück und Raft ansetzen und unter Krafteinwirkung einschieben, bis sich die beiden Elemente langsam voneinander trennen. Die Oberfläche muss anschließend nachbearbeitet, möglicherweise begradigt und mit Sandpapier auf die gewünschte Rautiefe gebracht werden.

Können alle Slicer automatisch Hilfskonstruktionen erschaffen?

Prinzipiell schon. Die Qualität der Hilfskonstruktionen kann sich zwar je nach Slicer unterscheiden, weil unterschiedliche Algorithmen zum Einsatz kommen, bei den etablierten Slicern gibt es aber kaum noch Fehler bei der Konstruktion, sodass die Unterschiede hier eher in den möglichen Einstellungen liegen. 

Die maximale Kontrolle hat man natürlich dann, wenn man seine Stütz- und Hilfskonstruktionen selbst erschafft, beispielsweise mit einem 3D-Programm, allerdings braucht man dafür viel Erfahrung und muss auch das Programm sehr gut kennen.

Fazit

Hilfskonstruktionen wie Raft, Skirt und Brim können dabei helfen, den Druckvorgang zu optimieren und Probleme bereits vorher zu erkennen bzw. aus der Welt zu schaffen. Wichtig ist allerdings, dass man weiß, wann man diese einsetzen sollte. 

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass ein Skirt eigentlich bei jedem Druck vorhanden sein sollte, um den Filamentfluss zu testen und den Heizelementen genügend Zeit zum Aufheizen zu geben. 

Zudem lässt sich in diesem Schritt der Druckvorgang noch einfach unterbrechen, um Einstellungen vorzunehmen. 

Raft und Brim zielen generell auf das gleiche ab und sollen die Adhäsionskraft des Bettes verbessern und Warping verhindern. Dabei ist der Brim die eher sanfte Methode, die sich einfach entfernen lässt und auch die Oberfläche nicht verändert, während das Raft aufgrund der dadurch entstehenden Nachteile nur im Notfall eingesetzt werden sollte.


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